Surfer ABC - Was sind Finnen und wie montiere ich diese am Surfboard?
kurz zur Geschichte der Finnen...
bis Anfang des Jahrhundert hatte die Surfboards noch gar keine Finnen, dann folgte mitte des 20. Jahrhunderts der Trend eine Finne unter dem Surfboard zu haben und mit immer kürzer werdenden Boards und Verwendung neuer Materialien und Shapes ging man zu den 2 Finnen über unter den Boards.
In den 60er Jahren tauchte dann Simon Anderson bei einem Contest mit 3 Finnen unter dem Board auf und wurde belächelt von Zuschauern und anderen Teilnehmern. 1 Jahr später hatte er die Finnen so am Board ausgerichtet, wie man sie heute kennt.
Innerhalb nur weniger Monate verbreitete sich das Modell die sogenannte "Thruster" Anordnung , wie ein Lauffeuer. Keine Veränderung des Designs brachte so ein durchschlagenden Erfolg, wie die 3 Finnen Anordnung.
Es wurde dennoch weiter herumexperimentiert, doch erst der sogenannte "Bonzer" mit 5 Finnen fand etwas mehr Zuspruch. Er geriet doch in den 70ern aber weitgehend in Vergessenheit. Mit der einsetzenden Retro Welle kam in den 90ern kamen einige der vergessenen Vorzüge der Finnenanordnungen wieder zu Tage.
2006 hat man die Twin Fin mit dem "Thruster" erfolgreich gekreuzt und heraus gekommen ist der Quad, vielleicht die Neuerung im Finnensektor auf die man Jahrzehnte lang gewartet hatte.
Für was sind Finnen eigentlich gut?
Finnen sind die Spurhalter des Surfboards. Je nach Boardtyp werden ein bis drei Finnen verwendet. Größe, Anzahl und Ausrichtung entscheiden über den Einsatzbereich des Boards und beeinflussen dessen Drehfreudigkeit. Zu Beginn braucht ihr euch aber keine Gedanken über Finnen machen, denn in der Regel wird zu jeden Surfboard ein Satz passender Finnen mitgeliefert.
Finnenanordnung
Single Fin Boards haben eine einzelne Finne, die auf der Unterseite in der Mitte des Tails eingesetzt ist. Diese Variante wird bei Longboards und Malibus verwendet.
Thruster (Tri-/Three-/Tripple-Fin) ist die am meisten verwendete Anordnung. Eine zentrale Finne (Centre Fin) sitzt in der Mitte des Tails, zwei weitere sind auf gleicher Höhe etwas weiter vorne und außen platziert (Side oder Tracker Fins). Je nach Boardtyp sind die beiden vorderen mehr oder weniger zur Längsachse angewinkelt.
Twin-Fins (Twinser) kommen relativ selten vor. Diese Finnenanordnung wird bei breiten Fishboards für kleine Wellen verwendet, die sehr drehfreudig sein sollen. Die Finnen sitzen auf gleicher Höhe des Tails und sind zur Längsachse des Boards nach innen angewinkelt, sitzen also nicht parallel. Nun noch einmal etwas ausführlicher:
Surfboards mit Null Finnen
Wie soll das denn gehen? Klingt zunächst komisch, – doch jeder Dropknee-boarder, jeder Skimboarder oder Alaia-fahrer hat keine Finnen, die ihn in der Spur halten. Er muss sich folglich anders behelfen. Wer über scharfe Rails verfügt, ist auch gar nicht so schlecht auf einem finnenlosen Board unterwegs. Einen gewissen Lerneffekt hat das ganze schon – das Board ist extrem loose und erleichtert beispielweise das Erlernen von Rotationen wie 360er. Spätestens seit Jamie O´Brian in seinen „Freak“-Videos finnenlos im Pipeline Shore-break sich eine Tube nach der anderen holt, kann man wenigsten mal über ultra-old-school nachdenken und sich auf scharfe Rails, Pintails und große Zehen als Ersatzfinnen konzentrieren.
Surfboard mit 1 Finne = Singlefin
In den letzten 20 Jahren war die Singlefin fast ausschließlich Longboards vorbehalten. Mit einer einzelnen Finne fallen die Turns konstruktionsbedingt weicher aus, da eine einzelne Finne beim Kurvenfahren eben mehr bremst. Langsamer und weicher bedeutet dann auch nicht so vertikal und radikal, wie es beim modernen Surfen ausfällt. Viele Longboarder surfen aus Prinzip nur mit einer Finne und verzichten ganz bewusst auf das Schlitzen und Hacken in der Welle. Die Singlefin bremst zwar beim Kurvenfahren mehr als ein Thruster, aber beim Geradeauslauf weniger.
Surfboard mit 2 Finnen = Twinwin
Ein Twinfin, ein Surfboard mit 2 Finnen hat teilweise einen entscheidenden Vorteil vor dem Thruster – sie bremsen beim Geradeausfahren entschieden weniger, sind also schneller. Im Botton-turn und beim Cut-back merkt man außerdem die „fehlende“ Finne nicht so stark. Beim Top-turn bekommt man nicht so einen starken Druck auf das Tail und es fühlt sich ein wenig seltsam an. Das Surfen fühlt sich also anders an, als mit einem Thruster, was den besonderen Reiz des Twinfin ausmacht.
Surfboard mit 3 Finnen = Thruster
Noch nicht so alt, dafür aber schon der Klassiker, der das moderne und vertikale Surfen stark geprägt hat. Beim Geradeausfahren bremsen die Seitenfinnen insgesamt mehr als bei ein oder zwei Finnen. Leitet man dagegen einen Turn ein, so spürt man die Überlegenheit des Thrusters. Die Seitenfinnen nehmen das “Einlenken in den Turn” vorweg, lenkt man dann tatsächlich in die Kurve,zieht der Thruster den Surfer wie auf Schienen um die Ecke. Da es beim modernen Surfen auf die Trick- und Manövervielfalt und -quantität ankommt und wenig Zeit mit Geradeausfahren verbracht werden soll, ist für diesen Zweck einfach der Thruster noch immer die vielseitigste und alltagstauglichste Variante der modernen Surfboards.
Surfboard mit 4 Finnen = Quad
Der Quad ist gerade auf dem Vormarsch, seien es Kelly Slater oder Dane Reynolds, auf vielen großen Contests werden sie gesurft. Möglicherweise neben doppelten Finnenprofilen die Neuerung, die das Surfen ins nächste Jahrtausend katapultiert. Der Quad soll das Beste aus der Twinfin (schnelle Geradeausfahrt) mit dem Besten des Thrusters (Geschwindigkeit und gleichzeitige Kontrolle im Turn und an der Wellenlippe) kombinieren. Wo heutige Surfer an ihre und die Grenzen ihres Materials kommen könnte der Quad hier Abhilfe schaffen und die Power Turns und Aerials in noch unglaublichere Dimensionen katapultieren. Die meisten Top- Fahrer haben zumindest schon einen Quad in ihrem Equipment.
Surfboards mit 5 Finnen = Bonze
In den 70ern wurde der „Bonzer“ mit 3 Finnen gebaut, später dann um zwei zusätzliche „Keels“ erweitert. Mit dem Wiederaufleben alter Finnenanordnungen wurde auch der Bonzer wieder reaktiviert. Die 5-Finnen soll das Beste des Thrusters mit dem Besten der Singlefin kombinieren, also weichere Turns mit viel Kontrolle und schnellere Geradeausfahrt mit leichterem
Kurveneinlenkverhalten. So sollen die vorderen Seitenfinnen den Wasserstrom auf die mittleren Seitenfinnen lenken und deren Profil besser anströmen, welches dann trotz geringerer Fläche eine größere Wirksamkeit entfaltet. Ein Hinweis an dieser Stelle, 5 Finnen kosten natürlich auch mehr als 3 …
Finnenausrichtung und Wickel zur Längsachse
Während eine Single Fin oder die mittlere Finne eines Thrusters genau zur Längsachse ausgerichtet ist, weisen die beiden äußeren Finnen eine Winkelung auf. Wenn man von oben auf die Finnen schaut, könnte man eine imaginäre Linie entlang der Finnenbasis zeichnen, die sich weiter vorne mit der Längsachse schneiden würde – je stärker der Winkel desto früher.
In der Praxis bedeutet das: Je weniger die Finnen parallel stehen, desto drehfreudiger – aber auch langsamer – ist das Board (z.B. Fishboards). Im Gegenzug sind Surfboards mit paralleler angeordneten Finnen richtungsstabiler und schneller (z.B. Big Wave Guns).
Finnenformen und Finnengröße
Die Basislänge der Finne (Base Length) ist das Maß der Finnenbasis, also die Länge an der Stelle, an der die Finne im Board sitzt. Die Tiefe (Depth) bezeichnet den Tiefgang, also eigentlich die Höhe der Finne im rechten Winkel zur Basis gemessen. Die Aufbiegung der Finne (Rake) bezeichnet den Neigungswinkel zwischen dem Ende der Finnenbasis und der nach hinten geneigten Finnenspitze.
Finnen für Thruster oder Twin-Fins haben die typische Form einer Haifischflosse und sind ca. 10 bis 13 cm tief. Die äußeren Finnen (Side Fins) sind in der Regel asymmetrisch, besitzen also eine profilierte Außen- und eine plane Innenseite.
Single Fins meistern ihren Job als Leitwerk im Alleingang, müssen demnach entsprechend mehr Fläche bieten. Sie sind weniger stark geneigt und haben wesentlich mehr Tiefgang (18 bis 25 cm). Die Tiefe wird oft in Inch angegeben (8.0" = 8 Inch = 8 x 2,54 cm = 20,32 cm).
Im Laufe der Surfboardentwicklung des vergangenen Jahrhunderts tauchten Finnen mit den verschiedensten Outlines und Profilen auf, die heute als Retro-Style wieder viele Boards verzieren. Als Einsteiger seid ihr mit den Basismodellen aber bestens bedient, denn die Fahreigenschaften unterschiedlicher Finnen erspürt man nur als erfahrener Surfer.
Aus welchem Material bestehen Finnen?
Günstig und gut sind die Standardmodelle aus gespritztem Kunststoff wie Polycarbonat oder Lexan. Wer das Optimum aus seiner Finne herausholen möchte, der kann sich Modelle aus Fiberglas (GFK) oder Carbon zulegen. Auch leichte Composite Modelle mit Schaumkern und Carbonhülle sind erhältlich.
Mittlerweile werden auch schon Finnen aus recyceltem Material oder Bambus gefertigt, wie z.B hier:
Diese Arten von Finnen werden wir dir in einem anderem Beitrag noch einmal etwas näher bringen.
Beschädigungen an den Finnen...
Kratzer, Macken und Schleifspuren an der Finne verschlechtern die Leistungsfähigkeit und erhöhen den Strömungswiderstand. Das Board gleitet schlechter und die Finne kann die Führung verlieren (Spin Out). Beschädigungen sollten mit Schleifpapier herausgeschliffen und geglättet werden. Bei größeren Schäden kann mit Reparaturspachtelmasse die fehlende Stelle ersetzt und die ursprüngliche Form durch anschließendes Schleifen wieder hergestellt werden.
Verletzungen durch Finnen...
Finnen sind neben einer spitzen Nose die gefährlichsten Teile an einem Surfboard. Die scharfe Kante einer Finne kann in Neopren und Haut schnell Spuren hinterlassen, oft reich dafür schon eine unachtsame Fußbewegung beim Sitzen auf dem Board. Tipp: Einen scharfen Grat an Anström- und Abrisskante der Finne kann man durch Schleifen etwas stumpfer machen, ohne dass man Einbußen in den Fahreigenschaften wahrnimmt.